das silberne rauschen

das rauschen in meinem kopf leuchtet silberweiss. es fliegen stimmen im raum und wenn ich genauer hinschaue, dann sind es nur moewen, die sich aus den wolken zu mir ans fenster verirrt haben. gestern schaute mich eine weisse moewe lange an und dann flog sie schweigend wieder vondannen. ich konnte die ganze nacht nicht schlafen. unruhig warf ich mich hin und her, weil ich mir einbildete, dass die moewe bei mir im zimmer sei. ich wollte nach ihr fassen, sie beruehren, sie nach ihrem namen fragen, aber da wurde ich richtig wach und sah nur leere und dunkelheit um mich.
heute morgen mahnte mich eine stimme zur vorsicht. die wolken, sie ballen sich unheilvoll ueber deinem kopf. das ist ein zeichen, fluesterte die stimme.
da sah ich sie kommen, die moewe. es war die gleiche, wie gestern. sie flog heran, setzte sich auf die weissen marmorfliesen der veranda und blickte mich betruebt an. ich oeffnete nicht das fenster, sondern betrachtete sie durch das glas.
nimm mich mit, fluestere ich. nimm mich mit. ich spuere meinen koerper, er ist schwer, so schwer wie der marmor unter mir. zieht mich in die tiefe. zieht mich in die tiefe. zieht mich in die tiefe. nimm mich mit, ein letztes fluestern.
die moewe fliegt fort. ich folge ihr mit meinem blick, bis sie in einer weissen wattewolke ueber dem glitzernden meer verschwindet.
das rauschen in meinem kopf wird staerker. die stimmen fluestern und murmeln unaufhoerlich. komm mit uns, komm mit uns.
mein koerpert versteinert zu einer weissen, marmornen statue. ein arm bricht ab und faellt auf den boden. ich hoere den dumpfen aufprall, das zersplittern des marmors...

© 22.02.2005, jasmin carow
Bell On A Rip - 22. Feb, 02:50